Jugendchor multicolor gestaltet gemeinsam mit dem Dresdner Kammerchor einen Konzertabend im Gedenken an die Reichspogromnacht

Der Dresdner Kammerchor, einer der berühmtesten Chöre Dresdens, ist im Schuljahr 2019/20 Patenchor unseres Jugendchores.
Der Kammerchor unterstützt uns während dieser Zeit auf vielfältige Weise, z.B. kommen jede Wochen Profi-Sängerinnen und Sänger zu uns und führen parallel zur Probe Stimmbildung durch. Mittlerweile ist fast jeder im Chor bereits einmal in den Genuss gekommen, diesen Einzel-Gesangsunterricht erhalten zu haben. Auch gemeinsame Konzertprojekte beinhaltet die Zusammenarbeit. Das erste war am vergangenen Samstag in der Dresdner Annenkirche zu erleben.

Bereits am Mittwoch besuchten wir den Kammerchor bei einer öffentlichen Probe in der Musikhochschule. Dirigent Hans-Christoph Rademann nahm sich sogar die Zeit, mit uns gemeinsam einen Choral von Heinrich Schütz zu singen. Wir saßen zwischen den Profis verteilt, es war ein beeindruckendes Klangerlebnis. Es war etwas Besonders, das extrem hohe Niveau des Chores so unmittelbar miterleben zu können. Der Chor klang schon zu Beginn der Probe wunderschön und wir konnte es kaum glauben, dass Rademann trotzdem stets noch Details fand, an deren Verbesserung er dann intensiv arbeitete.

Seit vielen Jahren gestaltet der Dresdner Kammerchor ein Konzert zum Gedenken an die Reichspogromnacht, die ja auch in Dresden schlimme Auswüchse aufwies, u.a. mit der Zerstörung der alten Synagoge. Wir bekamen die Gelegenheit, vor Beginn des Hauptkonzerts eine sich thematisch und atmosphärisch ergänzende Einführung zu gestalten. Wir wählten vier Lieder aus: den traditionellen Spiritual „Motherless child“, eine düster und schwebende Bearbeitung des Volkslieds „Es geht ein´ dunkle Wolk“, den Heinrich-Schütz-Choral „Aus tiefer Not“ und zum Abschluss das bekannte jiddische Lied „Donna donna“. Zusätzlich gestalteten wir einen fließenden musikalischen Übergang von der „Dunklen Wolk´“ zu „Aus tiefer Not“, in dem wir mit Klängen auf vielerlei Arten experimentierten.

Der Abend begann mit erklärenden und einfühlsamen Worten von Agnes Böhm, der Geschäftsführerin des Dresdner Kammerchors. Sie hatte vorab mit vielen Sängerinnen und Sängern unseres Chores gesprochen und sie nach ihren Eindrücken zu unserem Konzertprogramm befragt. Dann ging es los. Wir musizierten mit großer Spannung und Intensität. Die vier Stücke passten sehr gut zusammen, die Stimmen waren bestens geölt, alles klappte ausgezeichnet und die wunderbare Akustik der Annenkirche tat ein Übriges dazu, dass es ein denkwürdiges Konzertereignis für uns wurde. Höhepunkt war „Donna donna“ zum Abschluss, mit großem Schwung vorgetragen, unterstützt von einer herrlich groovenden kleinen Combo unserer Schule mit Klarinette, Klavier, Cajon und Kontrabass.

Im Anschluss konnte der Chor sich entspannt hinsetzen und das Konzert der Profis genießen. Herr Rademann betonte zu Beginn des Konzerts, dass der Dresdner Kammerchor es sich zur Aufgabe gemacht hat, die Erinnerung an die Schrecken und Verbrechen der Nazizeit zu bewahren und damit der Verantwortung, die auch die heutige Generation noch besitzt, gerecht werden möchte. Das Publikum wurde in Form einer gemeinsamen Gedenkminute in diese Verantwortung miteinbezogen. Thematisch bewegte sich das Konzert nicht nur im Bereich der titelgebenden „Klage“, sondern endete mit einem versöhnlichen, zur Einigkeit aufrufenden Stück von Hermann Berlinski, einem expressivem Werk mit äußerst einfallsreicher Orgelbegleitung. Das Konzert im Ganzen war geprägt von einer künstlerisch unglaublich hohen Qualität und geriet zudem emotional zutiefst ergreifend und bewegend.

Ein denkwürdiger Abend!

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