Ein ausverkauftes Haus - 90 spannende Minuten - 46 Darsteller unter der Leitung von nur drei Lehrkräften im Rahmen des „ganz normalen Schulunterrichts“?! – Scheint unmöglich – ist es aber nicht! Denn diese wahre Meisterleistung (und zwar nicht nur an Organisation!) gelang dem Team des Künstlerischen Profils Klasse 9 am vergangenen Dienstag- und Mittwochabend und bot dem Publikum schlaglichtartig einen Einblick in Ausnahmezustände des nicht immer ganz unkomplizierten Lebens. Wie eine Art Mosaik, das den Aufführungsabend im Plakat bereits durch treffende Darstellung ankündigte, entstand eine künstlerisch facettenreiche Umsetzung antiker Fabeln „modern erzählt“.

Den Auftakt der Vorstellung bildeten kurze, von den Jugendlichen selbst gedrehte Video-Einspielungen auf der Grundlage von Scherenschnitt und Schattenspiel – eine Reminiszenz an die Zeit der ersten (Stumm-) Filme, als Liebe zum Detail und echte Handarbeit großgeschrieben wurden. Fuchs und Rabe, Katz‘ und Maus´, aber auch ein verhängnisvoller Brunnen rückten in den Mittelpunkt, während der Betrachter durch heitere klassische Musik eingelullt wurde. Doch nicht alle Fabeln verschonen ihre Protagonisten mit eher glimpflichen Denkzetteln: So verfehlte beim brutalen Hühner-Meuchelmord der unerwartete Einsatz von Heavy-Metal-Musik seine Wirkung nicht und schlug hörbar den Bogen zur Neuzeit. - Black.

Eine kurze Bildprojektion, immer wieder als strukturierendes Element eingesetzt, versetzt das Publikum jeweils in die nächste Szene: Ein Klassenzimmer, zwei (wieder-) kehrende Schüler, ein Wutausbruch - doch wie kam es zu dieser Situation? In einer Rückblende wird durch überzeugend dargestellte Charaktere und mit spürbarer innerer Zerrissenheit, aber auch mit wirkungsvollem Einsatz von Komik eine Begebenheit dargestellt, die auf ähnliche Weise vielleicht schon so mancher selbst erlebt hat. Ganz im Gegensatz zum nicht ganz preisgünstigen, aber einmaligen Erlebnis des Fallschirmspringers, der die Grenzen zwischen Mut und Übermut austestete. Wird er es schaffen oder nicht? Das Ende bleibt vorerst offen…

Der Einblick in ein Tagebuch versetzt den Betrachter mitten in eine neue Geschichte, in welcher scheinbar harmlose „Girlys“ und eine in rosa Plüsch gekleidete Mädels-Gang anderen Mitschülern das Leben zur Hölle machen wollen. Ob auf dem Schulhof, während eines Einbruchs, in einer Talentshow oder in der digitalen Welt – die folgenden Szenen zeigen deutlich, dass es durch Empathie und Mut, jemandem beizustehen, gelingen kann, aus dem vermeintlichen Teufelskreis des Mobbings oder anderen brenzligen Situationen zu entkommen. Mit teilweise geradezu erschreckender Überzeugungskraft beeindruckten die jungen Darsteller ihr Publikum.

Ein weiterer Tagebucheintrag nimmt uns mit in die Wüste: Nach einem Flugzeugabsturz sucht eine Gruppe von Überlebenden verzweifelt nach Wasser – doch was ist das? Ein Goldklumpen stellt die Reisenden plötzlich vor eine unerwartete existenzielle Frage: Wohl denen, die erkennen, dass eben doch nicht alles Wasser ist, was glänzt. – Und passend zum „Happy End“ der einen taucht unverhofft unser Fallschirmspringer wieder auf! - Erleichtertes Lachen im Publikum...!

Während die ehrgeizige und fleißige Reinigungskraft eine ungeahnt steile Karriere bis zur Chefin durchläuft und somit letztlich auch dem damaligen Kollegen einen neuen Job verschaffen kann, währt das Glück der Bankräuber vorerst nur bis über die nächste Schwelle: Im Gefängnis angekommen gelingt es den cleveren Ganovinnen, den Gefängniswärter zu einem Deal anzustiften, von welchem beide Seiten profitieren sollen. Doch wer zuletzt lacht, ist eine Darstellerin, die ihre Rolle wortlos mit bloßer Körpersprache und Souveränität spielt.

Nach all den kurzweiligen und vielfältigen Darbietungen jeweils kleinerer Gruppen staunte das Publikum nicht schlecht, als sich die gesamte KüPro-Gruppe als ein Chor aus 46 Singstimmen zum finalen Song „This is the life“ in scheinbar nicht enden wollendem Strom auf der Bühne versammelt und die Aufführung musikalisch ausklingen lässt. Zum letzten Mal erlebt das Publikum für heute einen mehrstimmigen Hörgenuss, der im Laufe des Abends die Stimmung stets wirkungsvoll unterstrich, an den passenden Stellen Spannung aufbaute und in perfekter Abstimmung die gewünschte Atmosphäre entstehen ließ. Dass hierbei auch auf Dirk, den Technik-Master des Abends, wie immer Verlass war, da er auf gewohnt professionelle Weise Bühne und Darsteller wirkungsvoll ins Licht tauchte und trotz kurzer gemeinsamer Probenzeit die zahlreichen Audioeinspielungen punktgenau erklingen ließ, honorierten die Jugendlichen mit einem originellen Überraschungsgeschenk.

Hut ab – sowohl vor den Darstellerinnen und Darstellern als auch vor dem in diesem Schuljahr neu entstandenen KüPro-Team Frau Kremer, Herrn Lawrenz und Frau Naumann und danke für diesen unterhaltsamen, emotionalen und nicht zuletzt lehrreichen Abend!
Und die Moral von der Geschicht´? Verpasst die nächsten Kulturtage nicht!

Bilder: Naumann, Katrin

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