Die Theatergruppe des 9. Jahrgangs spielt das Stück „Kanacke“

Irgendwo auf dem Lande oder in einem Vorortviertel: Eine Jugendgruppe hängt ab, langweilt sich. Alle kennen sich gut, aber irgendwie auch gar nicht, denn es wird zwar viel Zeit miteinander verbracht, doch gesprochen wird nur wenig und wirklich miteinander schon mal gar nicht. Man trifft sich auf der Straße, in irgendeiner Wohnung oder in der Kneipe. Es gibt auch Beziehungen, doch die können kaum mit Liebe oder Partnerschaft beschrieben werden, eher mit Gleichgültigkeit und Austauschbarkeit. Zusammengefasst: Es herrscht Stillstand. Jobs gibt es auch nicht viele in der Gegend.

Die wichtigste Arbeitgeberin stellt lieber andere ein.
Z.B. einen Gastarbeiter aus Polen. Der erhält von ihr ein Zimmer und deutlich weniger Lohn als üblich. Doch der fleißige Mann ist zufrieden und sendet alles Geld nach Hause zu seiner Familie.

Schnell wird der Neuling zur Projektionsfläche - für eigene Minderwertigkeitskomplexe, für Männlichkeitswahn, Feindseligkeiten, die fürchterliche Langeweile…
Und von Anfang an gesellt sich eine spürbare, bedrohliche Gewaltbereitschaft dazu. Als der Pole dann auch noch ein Liebesverhältnis mit einem Mädchen aus der Gruppe hat, brechen vollends die Dämme. Auch die Sprache wird immer brutaler. Es wird gegen den Ausländer gehetzt und auch innerhalb der Gruppe geätzt und verleumdet. Kein Wunder, dass zumindest die Barfrau davon träumt, als Filmstar oder Model endlich rauszukommen aus der Misere.

Es war ein höchst anspruchsvolles Werk. was die Theatergruppe der Klassenstufe 9 am vergangenen Mittwoch auf die Bühne des Projekttheaters brachte. Und es war erstaunlich zu sehen, wie überzeugend diese Aufgabe bewältigt wurde. Mit großem Gespür für die Charakterzüge der Figuren, mit beeindruckender Textsicherheit, mit sparsam, aber zielgenau gesetzter Gestik und Mimik und mit tiefgreifendem Stückverständnis konnte das Publikum begeistert werden.

Die Theatergruppe, die sich aus 10 Schülerinnen und Schülern der Klasse 9d zusammensetzt, besteht nun schon einige Jahre und es bereitet Freude zu sehen, wie die Gruppe immer selbstverständlicher zusammen spielt. Alle agieren gemeinschaftlich im Sinne der Textaussage; die häufigen und schnell durchzuführenden Umbaupausen werden in perfekter Abstimmung bewältigt, der Spannungsbogen bleibt stets straff gespannt.
„Kanacke“ hat viele Momente, die aufgrund ihrer Unerbittlichkeit schwer erträglich sind, aber in denen gleichzeitig so viel Grundsätzliches auf drastische Weise sehr deutlich wird, z.B. wie innerer und äußerer Stillstand von Menschen in Brutalität und Verrohung umschlagen kann.

Es bleibt zu hoffen, dass diese Theatergruppe es besser macht als die dargestellte Jugend und uns in den nächsten Jahren weiterhin so erhellende Theateraufführungen bescheren wird.

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