Ein Projekt des gesellschaftswissenschaftlichen Profils Klasse 9 mit dem Stadtarchiv Dresden

Insgesamt vier Mal von April bis Mai besuchten wir im Rahmen unseres gesellschaftswissen-schaftlichen Profils das Stadtarchiv Dresden und arbeiteten mit einigen Historikern vor Ort zusammen.

Das älteste Dokument dort stammt aus dem Jahr 1216 n.Chr. Uns interessierten aber nur die Quellen aus dem 15. bis 16. Jahrhundert (= die frühe Neuzeit). Wir untersuchten, wie das Verhältnis von Dresden zu Fremden damals war. Dafür haben wir uns zuerst in das Thema hineinversetzt und Fragen beantwortet, wie zum Beispiel, was Fremde bzw. Heimat für uns bedeutet und was die frühe Neuzeit auszeichnete.

Bei unserem zweiten Treffen bekamen wir einen detaillierten Eindruck vom Archiv in Form einer Führung. Wir haben Quellen zuerst im Computer und später im Magazin herausgesucht. So lernten wir das vorherrschende Ordnungsprinzip im Archiv kennen.

Beim nächsten Treffen erschlossen wir die zuletzt herausgesuchten Quellen inhaltlich und formal nach bestimmten Kriterien. Die Quellen beschäftigten sich mit dem Fleischmarkt, der Pestverbreitung und mit Einreisenden in Dresden.

Unser letztes Treffen drehte sich um den Katalogtext und den Homepagebeitrag, in denen wir unsere bisherigen Ergebnisse auswerteten.

Abschließend lässt sich sagen, dass wir während der Arbeit an unseren Projekten und im Archiv viel Neues lernen konnten. Zum einen erlangten wir neue Kenntnisse über die frühe Neuzeit im Hinblick auf die Themen „Ernährung“, „Krankheiten“, „Stadtbefestigung“ und „Fremde in der Region“, zum anderen lernten wir das Stadtarchiv kennen und durften selbst einiges ausprobieren (z.B. Recherchetechniken). Wir fanden die Arbeit sehr informativ und spannend und es wurde nie langweilig, da wir immer etwas zu tun hatten.

Frederike, Eva, Alina

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Mandat für den Fleischverkauf in der Stadt
(Signatur der Urkunde: Stadtarchiv Dresden 2.1.3 C.XXXVI.35m)

Die Quelle stammt aus dem Jahr 1556. Sie handelt vom öffentlichen Fleischverkauf in Dresden. Die Quelle ist ein Mandat und ca. eine Seite lang, der Anfangsbuchstabe des Erlasses wurde verziert.
Das Mandat befindet sich in einer Dokumentsammlung aus dem 16.Jh. Die Sammlung selbst hat einen schlichten Einband, der Titel ist nicht mehr lesbar. Der Einband besteht aus Leder, der Buchrücken ist gelb verfärbt und die Vorderseite hat einen leichten-braun-grün Ton.

Die Dokumente sind etwas über A 4 groß. Auf der Quelle ist ein Amtssiegel zu sehen, welches aus grünem Wachs besteht, darauf kann man das Stadtwappen erkennen.
Im Dokument selber sind Unterstreichungen und Randnotizen zu finden, welche offensichtlich von zwei unterschiedlichen Personen stammen, da sie zwei verschiedene Farben haben (Unterstreichungen=rot, Randnotizen=schwarz).

Das Mandat wurde vom Bürgermeister und den „geschworenen“ Ratsmännern verfasst und richtet sich an die Torwächter und an die Fleischer aus der Umgebung.
Das Dokument erlaubt den Fleischern im Sommer von 7 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags, und im Winter von 8 Uhr vormittags bis 2 Uhr nachmittags ihr Fleisch in Dresden anzubieten. Dafür bekommen die Fleischer einen extra Platz und eine Vergünstigung auf das Schlachten der Tiere, da diese leben nach Dresden gebracht werden.
Es dürfen das Fleisch, die Innereien und Leder verkauft werden. Dabei muss beachtet werden, dass alle denselben Preis und dieselbe Qualität haben. (Einheimische Fleischer und fremden Fleischer sind gleichberechtigt, und einheimische Käufer und fremde Käufer sind gleichberechtigt.)

Der Sinn hinter diesem Mandat ist folgender: Um 1556 herrschte in Dresden Fleischmangel. Da die Oberschicht aber nicht auf Fleisch verzichten wollte, wurde dieses Mandat erlassen damit fremde Fleischer nach Dresden kommen, um ihr Fleisch dort anzubieten. Dieses wurde dann von den Diener der Reichen gekauft.

Malte, Ben, Simon, Frederike, Emily

Urkunde Fleischmarkt


 

Mandat gegen das Einschleppen gefährlicher Krankheiten
(Signatur der Urkunde: Stadtarchiv Dresden 2.1.5 F.XXII.42b)

Die Quelle zum Thema „Mandat gegen gefährliche Krankheiten“ wurde am Abend des 28.09 zum 29.09. des Jahres 1564 verfasst und befindet sich in einem mit Fadenbindung gebundenem Heft, welches etwas größer als eine A4-Seite ist. Der Einband besteht aus einem Frontblatt, welches mit „Collectanea“(Sammlung) beschriftet und leicht abgenutzt ist. Hierbei handelt es sich um eine Aktensammlung von Bekanntmachungen, Befehlen und Verordnungen bezüglich gefährlicher Krankheiten. Die Seiten sind leicht vergilbt und verleihen dem Dokument eine bräunliche Farbe. Die bei der Quelle auf Bütten- oder Hadernpapier abgebildete Minuskelschrift ist mit schwarzer Tinte gedruckt. Ebenso ist die Schrift über eine Doppelseite verteilt, und das aus dunkelgrünem Wachs bestehende Siegel der Stadt Dresden, welches die Seite prägt, ist größtenteils abgeblättert. Auch ist das Papier mit Wasserzeichen versehen, welche man noch gut erkennen kann, wenn man das Papier gegen das Licht hält.

Bei der Quelle handelt es sich um eine vom Bürgermeister und Stadtrat Dresdens verfasste Urkunde, welche sich an die Bürger und Besucher der Stadt Dresden richtete. Auslöser für diese war der anstehende Jahrmarkt, welcher durch die erhöhte Anzahl an Todgeweihten in der Stadt Dresden nicht stattfinden konnte. Der Bürgermeister und der Stadtrat befürchteten, dass sich durch den Jahrmarkt die Krankheit, welche vermutlich die Pest war, noch schneller verbreiten würde. Diese Gefahr bestand, da der Markt der zentrale Platz der Stadt war und auf diesem viele Menschen - auch von außerhalb - aufeinandertrafen.
Allerdings war dies nur eine temporäre Maßnahme, da Händler und Besucher von außerhalb wichtig für die Versorgung der Stadt waren und deshalb ansonsten gerne gesehen waren. Falls jemand gegen diese Maßnahme verstoßen sollte, konnte dies zu einer ernsthaften Strafe führen.

Zu dieser Zeit gehörten Seuchen und Epidemien, wie die Pest, welche größtenteils herrschte, zu den größten Feinden der Menschen. Die durchschnittliche Lebenserwartung lag zwischen 25 und 32 Jahren, zudem erreichten nur 40% aller Kinder die Pubertät. Dies lag nicht nur am mangelndem Wissen über den menschlichen Körper, sondern auch an den hygienischen Missständen, wie z.B. verschmutztem Trinkwasser. Allerdings begannen die Leute zu dieser Zeit auch genauer auf die hygienischen Umstände zu achten. Aus diesem Grund war es verboten seine Kleidung oder auch sich selbst in einem Fluss zu waschen, weil man das Trinkwasser nicht verschmutzen wollte.
Zudem gab es kaum Ärzte oder andere medizinische Hilfen. Ebenso hielten die wenigen Ärzte, die es gab, noch an mittelalterlichen Methoden fest, weshalb viele z.B. an Entzündungen oder während der Operationen starben.

Anhand der Quelle wird sichtbar, dass das mangelnde Wissen das damalige Leben, wie hier beispielsweise das Abhalten von Märkten, stark beeinträchtigte. Man hatte einfach nicht die Möglichkeiten, die uns heute zur Verfügung stehen, weshalb viele Menschen den vorherrschenden Krankheiten zum Opfer fielen.

Alina, Eva, Edgar, Jasper, Noam, Richard, Juri

Urkunde Krankheiten


 

„Die Fremden Leute Allhier, und die Thor-Zeddul betr[effend]“
(Signatur der Urkunde: Stadtarchiv Dresden 2.1.3 C.VI.6)

Die original verfasste Akte, mit dem Titel: „Die Fremden Leute Allhier, und die Thor-Zeddul betr[effend]“, befindet sich im Stadtarchiv Dresden. Sie wurde in der altdeutschen Sprache und Schrift verfasst.

Zwischen 1643 und 1658 hatten der Bürgermeister und der Rat der Stadt Dresden beschlossen, dass Fremde nicht unerlaubt in die Stadt einreisen dürfen. Dafür wurde ein Mandat erlassen, welches sich an die damaligen Gastwirte und Torwächter richtete. Die Gastwirte wurden darin aufgefordert, jegliche Einreisende zu dokumentieren und zu protokollieren. Dies musste alles der Stadt Dresden mitgeteilt werden. Sollten sie dies missachten, wurde ihnen eine Geldstrafe angedroht.

Damit wollte der Stadtrat sichergehen, dass man wusste, wer sich als Fremder in der Stadt Dresden aufhielt. Über die Gastwirte wurde so ein Kontrollsystem aufgebaut, das es der Stadt ermöglichte, den Zugang zu Stadt abzusichern. Dies machten sie aufgrund der häufigen Klagen über Fremde, wie zum Beispiel arme Bettler oder auch Verbrecher. Es diente auch zur Abwehr von Krankheiten, die Fremde in die Stadt mitbrachten. Es war für die damalige Zeit wichtig, die Stadt ordentlich und sauber und frei von Krankheiten zu halten, weswegen viele, nicht „brauchbare“ Menschen von der Stadt ferngehalten wurden.

Maja, Linus, Robin, Jonas, Lennart

Urkunde Torzettel