Gymnasium Dreikönigschule Dresden

mitten in der Dresdner Neustadt ❀ Denken - Kommunizieren - Selbstverantwortlich handeln

Sehr geehrte Eltern,

vor dem Hintergrund der weiter anhaltenden Lernzeit der Klassenstufen 5 bis 10 werden über direkte Anfragen, über Rückmeldungen an Fachlehrer und Klassenleiter sowie über die Elternvertretungen und den Elternrat zunehmend Fragen und Sorgen an die Schule herangetragen.

Auch wenn es nun schon über viele Wochen sicherlich eingeübte Routinen im Umgang mit den jeweils neu gestellten Aufgaben gibt, stellt es doch immer wieder hohe Anforderungen an die ganze Familie, die Bedürfnisse und Bedarfe aller in geeigneter Weise zu berücksichtigen. Uns erreichen sowohl lobende wie auch kritische Stellungnahmen, die uns eine lebhafte Vorstellung von der Vielfalt der Situationen in den verschiedensten Familien geben.

Vor allem aber erleben wir viel gegenseitiges Verständnis und Bereitschaft zur gegenseitigen Unterstützung. Es zeigt sich gerade in dieser schwierigen Zeit, dass Kommunikation und Wertschätzung noch immer tragende Säulen der DKS-Gemeinschaft sind. Uns eint der Wunsch, die Kommunikation endlich wieder analog und von Angesicht zu Angesicht führen zu können. Uns verbindet die Sehnsucht nach Unterrichtsstunden und Elterngesprächen, die von direkter, persönlicher und wertschätzender Rückkopplung und Zusammenarbeit geprägt sind.

Für die 12. Klassen mit dem Abitur und die 11. Klassen ab dieser Woche sind erste Schritte in Richtung der Öffnung der Schule getan, auch wenn wir selbst für diese Jahrgangsstufen noch weit entfernt von der bisherigen Normalität sind. Den Unterricht der 11. Klassen erteilen wir wochenweise wechselnd in etwa halbierter Kursstärke.

Die Erfahrungen daraus hinsichtlich Lehrinhalten in der Schule bzw. Aufgaben für das Lernen zu Hause, als auch bezüglich Schülertransport, Hygiene- und Abstandsregeln, Essenversorgung und anderen Abläufen im Schulgebäude werden wir nutzen, wenn weitere Klassen wieder Präsenzunterricht haben werden.

Noch wissen wir alle nicht, wann welche Maßnahmen zur weitergehenden Öffnung von Schulen getroffen werden und welche Handlungsspielräume die Schulen dabei selbst haben werden.
Wie bisher werden wir als Schulleitung versuchen, schnellstmöglich auf konkrete Erlasse und Regelungen zu reagieren und dabei die konkreten Besonderheiten unserer Schulgemeinschaft im Blick haben.

Für uns ist im Moment handlungsleitend, dass:

  • unter den aktuellen Bedingungen zwar weiterhin eine Orientierung am Lehrplan erfolgt, aber die umfassende Lehrplanerfüllung nicht mehr im Vordergrund steht,
  • Schülerinnen und Schülern keine Nachteile aus der Lernzeit entstehen und vor diesem Hintergrund auch ggf. folgende Bewertungen und Versetzungsentscheidungen außerordentlich behutsam vorgenommen werden,
  • kein einfaches „Umschalten“ auf normalen Unterricht erfolgt, wenn der Präsenzunterricht wieder aufgenommen wird,
  • wir nach wie vor mit hohen Herausforderungen in den Familien unserer Schülerinnen und Schüler rechnen müssen, selbst wenn es zu weiteren Lockerungen kommt.

Ein Aspekt insbesondere der kritischen Rückmeldungen ist öfter die Digitalisierung und deren Potenzen für einen (adäquaten) Unterrichtsersatz.
Die Schule erreichten zahlreiche Angebote, teils (vorübergehend) kostenfreie, teils kostenpflichtige Systeme zu nutzen. Wir haben zusätzlich selbst Ausschau nach evtl. geeigneten Anwendungen gehalten und einige zusammen mit dem Datenschutzbeauftragten getestet.

An der Tatsache, dass einzelne Lehrer/innen noch immer in verschiedenen Umgebungen unterwegs sind und die Schulleitung noch keine gemeinsame Plattform (bis auf LernSax) empfohlen hat, merken Sie, dass wir bisher noch keine wirklich geeignete Lösung neben LernSax gefunden haben.
Einerseits sind wir an recht komplexe Bedingungen gebunden, die wir bspw. mit Blick auf den Datenschutz einhalten müssen, andererseits hat sich der Markt bisher ganz eindeutig auf den professionellen Einsatz in beruflichen/universitären Kontexten konzentriert.
Anwendungen, die eine interaktive oder kollaborative Funktionalität mitbringen und insofern auch eine gewisse Unterrichtssituation abbilden können, sind hingegen rar. Dies gilt erst recht, wenn man zudem auf Systeme wert legt, die von Klasse 5 bis 12 gleichermaßen intuitiv nutzbar sein sollen und dem Lehrer eine schnelle Einarbeitung ermöglichen.

Die gesamte Komplexität der Thematik hier darzustellen, führt im Detail zu weit, es sei nur ergänzend erwähnt, worin weitere Probleme in diesem Zusammenhang bestehen:

  • Die Bandbreite der Elternwünsche liegt zwischen „Bitte Online-Aktivitäten auf ein absolutes Minimum reduzieren“ und „Bitte täglich mindestens eine interaktive Videokonferenz durchführen“.
  • Ebenso unterschiedlich und beim Einsatz entsprechend zu berücksichtigen ist die enorme Bandbreite der Technik selbst, der Betriebssysteme, der jeweils verfügbaren Software und der Online-Zugänge.
  • Eine Online-Konferenz macht nur Sinn, wenn sich alle Teilnehmer gut daran beteiligen können. Unsere Tests haben ergeben, dass dies mit wenigen (4 bis 5) Teilnehmern in der Regel (bei ausreichender Systembelastbarkeit) gut funktioniert, je mehr Teilnehmer beteiligt werden sollen, oft bereits ab 10 bis 11 Teilnehmern, kommt es zu Aussetzern in Bild und/oder Ton und die Kommunikation, erst recht Unterricht, ist dann nicht mehr sinnvoll umsetzbar.
  • Eine Verpflichtung zur Nutzung von externen Online-Angeboten kann für Schüler nicht ausgesprochen werden.Die Nutzung ist daher grundsätzlich freiwillig. Dies wiederum führt in nicht wenigen Familien zu der Besorgnis, nun stärker von Bildungsungerechtigkeit betroffen zu sein, während sich gleichzeitig die sozial besser gestellten Elternhäuser benachteiligt sehen, weil eigentlich vorhandene technische Möglichkeiten nicht entsprechend abgerufen werden.
  • Auch die Lehrkräfte müssten im Moment digitalen Unterricht mit ihrem privaten Equipment, im privaten Umfeld ggf. mit privaten Lizenzen bewerkstelligen. Abgesehen davon, dass es auch dem Lehrer freisteht, über den Umfang seiner Internetpräsenz selbst zu entscheiden, ist eine allgemeine Anordnung zur Nutzung offener Systeme durch die Schulaufsicht oder die Schulleitung ausgeschlossen, teilweise ist dies sogar ausdrücklich untersagt (Facebook etc.).

Vor diesem Hintergrund wird es beim bisherigen, bei allen Beschränkungen doch sehr zuverlässigen System der Aufgabenstellung über die Homepage bleiben.
Wir können so eine Erreichbarkeit von nahezu 100% der Familien sicherstellen und wir erlauben Familien wie Lehrkräften, sich weiterhin mit größtmöglicher individueller Flexibilität der Aufgabenbearbeitung bzw. der Korrektur und Rückmeldung zu widmen.
Die Kommunikation per E-Mail erlaubt sehr individuelle Rückmeldungen, die außerordentlich geschätzt werden. Beachten Sie aber, dass die Lehrerinnen und Lehrer teils Hunderte Schülerinnen und Schüler einigermaßen gleichberechtigt bearbeiten müssen.

Es hat sich bewährt, Probleme und Fragen direkt mit dem Fachlehrer zu kommunizieren. Die Lehrkräfte berichten über eine durchschnittliche Rücklaufquote der Lösungen von 80% bis 100% und eine überwiegend gute bis sehr gute Qualität der Abgaben. Dies zeigt, dass sich die Aufgabenstellungen inzwischen gut auf das in häuslicher Eigenarbeit Leistbare eingestellt haben und auch der Umfang ein im allgemeinen schaffbares Maß erreicht hat. Dies geht nur mit der entsprechenden häuslichen Unterstützung und einem Engagement, das wir sehr zu schätzen wissen. Eltern sollen und können dabei nicht die Rolle des Lehrers übernehmen, für die Strukturierung der Arbeit und die Koordinierung der Nutzung digitaler Geräte wie auch für die individuelle Motivation der Kinder zu Hause ist ihr Beitrag unverzichtbar.

Sicherlich ist es nach so vielen Wochen zunehmend notwendig, auch Neubearbeitungen von Unterrichtsinhalten in die Aufgabenstellungen aufzunehmen. Die Fachkonferenzen stimmen sich hierzu intern ab und vereinbaren Umfang und Tiefe der Inhalte.

Parallel dazu werden weitere Klassenleiter/innen einen Einstieg in LernSax anbieten. Das Interesse von Fachlehrern, LernSax auch zu nutzen, um bspw. unterstützende (teils selbst produzierte) Medien zur Verfügung zu stellen und den fachlichen Dialog zu befördern, nimmt ebenfalls zu.
Inzwischen sind die Lehrkräfte in vielfältiger Weise fündig geworden und ergründen zahlreiche weitere Online-Angebote. Sie teilen ihre Erfahrungen in den Fachkonferenzen und versuchen so, den Schülerinnen und Schülern neue und motivierende Hilfen zur Lösung der Aufgaben zur Verfügung zu stellen.

Ganz unverzichtbar bleibt, dass Schüler/innen, Lehrer/innen und Eltern nur gemeinsam eine gewinnbringende und erfolgreiche Lernzeit gestalten können.
Dabei ist jeder auf seine Weise ein Lernender.

Wir wissen nicht, wann wir wieder das Getümmel auf den Treppen, das Klatschen in den Zimmern oder das Jonglieren auf im Wortsinn „besetzten“ Gängen wiederhaben werden – aber das ist es wohl, was wir im Moment wirklich vermissen: Nähe und Direktheit.

Ich wünschen Ihnen und Ihren Kindern weiterhin Kraft und Zuversicht.

Karsten Jonas
Schulleiter

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