Gymnasium Dreikönigschule Dresden

mitten in der Dresdner Neustadt ❀ Denken - Kommunizieren - Selbstverantwortlich handeln

  • Bilder: Neumann, Ralf

Seismografische Aufzeichnungen im ‚projekttheater‘ (AG Musikalische Improvisation)  und
Irgendwann wird es von selber hell (AG Dreikönigspieler Kl. 10/11)

Gestern gab es im ‚projekttheater‘ Dresden einen ganz besonderen Abend zu erleben, ein Abend in Kammerbesetzung.
Zunächst beginnt er musikalisch.
Vier Schüler interagieren mit ihrem Leader, dem Cellisten Peter Koch, ihr Konzept - eine Reise durch die Musikgeschichte.
Improvisierend finden sie die Klangfolge im Spiel selbst, empfindsam aufeinander hörend und reagierend, lediglich Tonraum oder Tonart sind zuvor abgesprochen, wie eine Ansage erkennen ließ: „Wir träumen in einem romantischen d-Moll“. Die Musiker lassen sich treiben, folgen ihrer Intuition und der Inspiration durch den anderen. Und dabei stellen sie ihr musikalisches Können, ihre sensible Musikalität, ihre große Beweglichkeit auf ihren Instrumenten Klavier, Klarinette, Flöte, Kontrabass und Bongo unter Beweis. Peter Koch versteht es sehr geschickt, den jungen Instrumentalisten musikalische Impulse zu senden, rhythmische oder melodische Fragen zu stellen, kontrapunktische Antworten zu liefern, den Schlusspunkt mit ihnen zusammen zu finden.

Es ist verblüffend, welche Klangkonstruktionen dabei entstehen, welche Rhythmusschichten sich aufbauen, wie einer die Idee des anderen fortspinnt und die Klangwelten den Charakter der Renaissance, der Romantik oder des Jazz aufgreifen und das Klavier zum Cembalo oder Orgel werden lassen. Mit einer Persiflage auf den ‚Urknall‘ endet diese eindrucksvolle, kurzweilige, mitunter ganz magische Präsentation rhythmisch explosiv. Großartig.

Kurze Umbaupause mit freudigem Geschnatter vieler Gäste im Austausch über das soeben erlebte.
Alle wieder am Platz. Black.

Vier Stühle auf der Bühne. Ein Stück für nur zwei Akteure erwartet uns, man spürt die Spannung und Neugier auf das Kommende, ist diese Form doch ein Novum bei den DKS-Kulturtagen.

Jördis Grassl und Vincent Fischer, die beiden Darsteller des Abends, sitzen sich in einem Zugabteil gegenüber.
Er mustert sie, zaghaft, aber immer häufiger, sie versucht sich zu entziehen.
Wenige Gesten mit großer Wirkung in völliger Stille - sie lassen sich viel Zeit dabei und halten das aus.
Dann sein erster Versuch, sie in ein Gespräch zu verwickeln. Erneute Ablehnung - sie sucht Zuflucht hinter ihrer Frauenzeitschrift „Happinez“.
Etwas unbeholfen wagt er es erneut, Missverständnisse reihen sich erheiternd aneinander und lassen uns an Loriot denken. Sie piesackt und stichelt. Und er? Er ist immer noch interessiert an einem Miteinander. Aber wie lange noch? Allmählich wendet sich das Blatt, er zieht sich etwas zurück. Ergibt er sich dem fast schon zickig, überheblichem Ton seiner Versuchung von Gegenüber?
Sie ist kurz irritiert. Das gefällt ihr so nun auch nicht. Sie lenkt ein, setzt sich sogar zu ihm. Und schneller als erwartet stellt sich nun beinahe Vertrautheit zwischen beiden ein.
Sie stellen sich vor, sie seien im Theater, einem Film, vielleicht in einer Höhle oder auf einem Schiff?
Da könnten sie sogar heiraten, aber sie möchte, dass er dazu das Licht ausmacht.
Im Dämmerlicht nun beide ganz inniglich, eng aneinander geschmiegt tanzen sie, alles um sich vergessend und Hildegard Knefs „Für mich soll‘s rote Rosen regnen“ nistet sich als Ohrwurm ein.
Sprachen sie zu Beginn miteinander im scheinbaren Jetzt und Hier, träumten sie eben noch von der Zukunft, so sprechen sie nun von der Vergangenheit.
Wo sind wir denn nun?
Sie haben ein Kind verloren, er wollte es, sie nicht. „Sind wir Mörder?“ fragen sie sich.
Sie will nicht, dass er geht, aber er wird vor ihr sterben.
Viele Stationen nimmt der Zug auf der Reise durch das Leben dieser Beiden.
Ganz kurz nur werden sie beleuchtet, oft mit unvollständigen Sätzen nur angerissen.
Ein Hin und Her wilder Erinnerungen? Und deshalb so unsortiert und durcheinander?
Anregend, irritierend, verblüffend.
Und so schnell sich die Situationen ändern, so schnell gelingt es Jördis und Vincent auch mit ihrer Mimik und Körpersprache, dem Klang ihrer Stimmen und im Sprechtempo mitzugehen.
Enorme Spannung erzeugend inszenieren sie dabei immer wieder Pausen in unglaublicher Standhaftigkeit.
Man ist gebannt von ihnen, von Anfang bis Ende.
Was für eine Leistung!
Erstklassig.
Danke euch beiden, Jördis und Vincent, für diesen ganz besonderen, sehr intensiven Abend.
Danke Ina Kwiatkowski für diese wundervolle Regiearbeit.

 

 
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