Fulminante Aufführung der Grundkurse Darstellendes Spiel Klasse 12
Mit neun kleinen Performances und Mindramen hielten die Jugendlichen das Publikum durchgehend spannungs- und abwechslungsreich in ihrem Bann.
Zu Beginn ein Intro in Formation - einfach toll anzusehen, wie die Jugendlichen so stumm, aber intuitiv miteinander verbunden, zeitgleich synchron agieren und wunderbare „Körperinstallationen“ erzeugen.
Und dann, schwarze Bühne - nur ein Handy auf dem Boden – ein Klingeln – dann Wortfetzen der Bestürzung - Unheilvolles ist geschehen – ein tödlicher Autounfall. Wer war’s? Liebe, Eifersucht, Enttäuschung, Rache? Ein Krimi ,“Schattenschuld“, der sehr intensiv , mit nur minimalistischen Textpassagen auskommend, von Hadiyeh, Mathilda, Greta und Vivian erdacht und gespielt wurde.
Überzeugend.
„Zwischen den Zeiten“ - der Titel des zweiten Stücks. Paul, ein hipper DJ, enthusiastisch vertieft in seine Mucke, wird in seinem Reich überrascht von einem Fremden. Doch kein Fremder? Er entpuppt sich als Paul 2, seinem eigenen Ich in der Zukunft - erfolgreich, berühmt mit Villa in Beverly Hills und Maserati – die Erfüllung seiner Träume, doch dieser warnt vor den Schatten des Erfolgs, so wie auch Elias, sein bester Freund. Was macht wirklich glücklich? Die drei Jungs, Chima, Paul, Elias spielen so leidenschaftlich in einer grandiosen Mischung aus Ernsthaftigkeit und Witz, herrlich.
Wechsel in die Stille, markant rahmen rote Stühle den schwarzen Tisch auf schwarzer Bühne - ein Deep Talk über Zukunftsträume versus Realität, Familienbande versus Eigenständigkeit nimmt seinen Lauf und wird mit geradezu poetischen Ausdrucksmitteln wie spannungsvollen Freezing Pictures mit Masken und stumm zelebriertem Familienessen, welches klangvoll lediglich durch durchdringendes Besteck-Teller-Geklapper Gedanken und Gefühle der Essenden inszeniert. „Die Bastion bricht“ - eine sehr ästhetische Performance von Clara, Lena und Ray in wechselnden Rollen. Nachhallend.
Und nun? Ein Firmenchef, lasziv fläzend in seinem Büro -ein schleimiger Möchtergernaufsteiger, eben zu Hause noch der liebevolle „Schatzi“ von „Mausi“, tritt großkotzig hinzu.
Stimmen aus dem Off sprechen aus, wie sexistisch „Männer“, gern ihre Machtposition ausnutzend, über Frauen denken, wobei kein Klischee ausgelassen wird. Schließlich habe man sie „nur rein dienstlich angefasst“ (Zitat: Thomas Gottschalk). Grandios werden diese Äußerungen parallel dazu von den Sekretärinnen, eben noch „Mausi“, aufreizend und irre selbstbewusst darstellerisch bebildert. Und dann ein dramaturgischer Knaller – die gleiche Szene im Geschlechtertausch, jetzt sind es die Powerfrauen, die kein bisschen weniger sexistisch die Männer erniedrigen. Nienke, Lenka, Arian, Theodor und Eddie gelingt mit diesem Minidrama ein herrlich humorvoller und zugleich überraschend komplex reflektierter Mee To - Beitrag.
Ein Frauenbild ist auch Gegenstand des nächsten, sehr beindruckenden Stücks – der Medea Mythos. Jorinde, Esther, Nikita und Florentine zaubern darstellerisch wie sprachlich sehr gekonnt, den gesamten Bühnenraum einnehmend, eine fesselnde Episode dieses Dramas, stets der Frage nachgehend - Was steckt hinter dem Mythos dieser Frau, der Mutter, der aus Kolchis Vertriebenen, der Kindsmörderin.
Sehr bemerkenswert.
Drei Ursachsen mit unbändigem Stolz auf alles „Ursächsische“ – den Stollen, die Eierschecke, die erzgebirgische Handwerkskunst… fühlen sich nicht gesehen. Was tun? Der Säxit muss her!
Für ein unabhängiges Sachsen! Auf die Barrikaden! Lasst uns eine Mauer bauen. Jawoll!
Und die Welt ist erschüttert über die Abschottung Saxen und Eilmeldungen aus aller Herren Länder treffen ein, eine Hiobsbotschaft nach der anderen, selbst den Griechen fehlt der Sächsische Wein. Die Welt geht unter ohne Sachsenland! Und? Haben wir‘s geschafft? Unsere Unabhängigkeit, unsere Mauer?
Naja, anderthalb Meter.
Ok, dann eben nicht.
Humor der intelligenten Extraklasse – temperamentvoll und leidenschaftlich in Szene gesetzt von Martje, Frieda & Jette, wunderbar.
Lilly, Janka, Elisabeth und Noemie, vier Freundinnen, zwei von ihnen ein Paar, philosophieren über die Zukunft, ihre ganz individuellen Vorstellungen, Träume, Wünsche, Ziele und stehen vor Frage „Und jetzt?“. Die eine will nach Paris, die andere kann sich ihren Traum nur hierbleibend erfüllen. Lassen sich wirklich Kompromisse finden, die alle zufriedenstellen, den, der aufbricht und geht und den, der lieber bleibt – hält die Verbundenheit? Was tun? Wie entscheiden?
Ein sehr realistisches, nachdenkliches Spiel.
Chaotisches Gewusel vieler Spieler über die gesamte Bühnenfläche formiert sich beinahe unmerklich zu klaren Formationen, einer kreisenden Reihe, einfach und parallel verlaufend, um sich aufzulösen in pantomimische Massenspielszenen, einem Bilderrätsel gleich und wieder zurückzutransformieren zu einer schlängelnden Reihe, in die sich alle übrigen Spieler des Abends zum Schlussbild einfügen. (auseinander) gehen- (eine Gemeinschaft) bleiben ist der Titel dieses Outros der Abschlussaufführung der Abiturstufe.
Was für ein kurzweiliger, schillernd bunter Abend, der alle Register theatraler, darstellerischer Mittel zieht.
Was für ein tolles Unterrichtskonzept des DKS, welches allen Jugendlichen, auch den Zaghaften, ganz augenscheinlich Flügel wachsen lässt, sie in ihrem Selbstwertgefühl stärkt, sie sichtbar
wachsen ließ.Großartig, dass die beiden engagierten Lehrerinnen, Gabriele Scharfenberger und Astrid Lessig, immer wieder inspirierend und impulsgebend, pädagogisch geschickt die Jugendlichen
zu derlei Inszenierungen anstiften.
Vielen Dank allen Beteiligten.
Bilder: Steffi Firchau